WEISS UND WEITER 16, collaboration steffenschöni, widmertheodoridis Eschlikon 2016

LANDSCAPE 1-3, KYUSHU, exhibition view, widmertheodoridis 2016

LANDSCAPE 1-3, KYUSHU, exhibition view, widmertheodoridis 2016

KYUSHU, exhibition view, widmertheodoridis 2016

FEHLSTELLEN, PINSEL, ASPHALT WEISS, RÜHRSTÄBE, CLOSED CIRCUIT, steffenschöni, widmertheodoridis 2016

FEHLSTELLEN, PINSEL, ASPHALT WEISS, RÜHRSTÄBE, CLOSED CIRCUIT, steffenschöni, widmertheodoridis 2016

One duo – one solo. For their first show at widmertheodoridis steffenschöni take over both levels of the gallery. steffenschöni are precise observers. What is overlooked by the common viewer gets eventually caught by them. The everyday inconspicuous, the simple, the unremarkable are what steffenschöni are looking for and what they register, record, shell and fixate.

Inspired by the Mosaic Museum in Istanbul they have created the series ‘Fehlstellen’ (faults). A fault defines a spot, where a piece of the original mosaic is missing. Replacements–original look alike or apparently different–are inserted by experts when the mosaic is undergoing restoration. Fine cracks, detachments, cavities, weatherings oder faults form a wide spectrum of possible damages of a mosaic. A damage catalogue sums up these defects and constitutes the foundation for a comprehensive restoration.

steffenschöni put these replacements into the focal point of the series. The cheap construction material styrofoam serves as the basic material. The new mosaic pieces are skillfully cut by hand into pieces, painted with acrylic paint and grouped. The new faults are absolutely fictional. The respective, original mosaic doesn’t exist and hence remains invisible. These faults build a quasi-negative form – a secured background noise. What appears to be a reference to archaeological work methods is often essential in steffenschöni’s practice. Findings, residuals, particles are semiscientifically processed, conserved and put into a historical and actual context. Rescued for the present time.




Einmal gemeinsam – einmal solo. Heidi Schöni und steffenschöni bespielen die Galerie auf beiden Etagen.

steffenschöni sind genaue Beobachter. Was dem gemeinen Betrachter entgleitet, bleibt in ihrem Raster hängen. Das unscheinbare Alltägliche, das Einfache, das Unauffällige wird bei Ihnen registriert, aufgenommen, herausgeschält und fixiert.

Für die Serie ‘Fehlstellen’ liessen sie sich von den Fundstücken im Mosaik Museum Istanbul inspirieren. Eine Fehlstelle definiert die Stelle, an dem ein Mosaikstein im Original fehlt. Bei der Restauration alter Mosaiken ersetzen die Fachleute fehlende Steine mit Ersatzstücken, die sich entweder dem Original angleichen, oder dann deutlich davon abgrenzen, um als Korrektur erkannt zu werden. Risse, Ablösungen, Hohlstellen, Verwitterungen oder Fehlstellen bilden ein weites Spektrum möglicher Beschädigungen eines Mosaiks. Ein Schadenkatalog fasst diese Fehler zusammen und bildet die Grundlage für eine umfassende Restauration.

steffenschöni stellen nun diese Ersatzstücke in den Mittelpunkt der Serie. Dabei dient ihnen das Billigbaumaterial Styropor als Grundlage. Gekonnt werden von Hand die neuen Mosaiksteine in die gewünschte Grösse gebrochen, mit eingefärbtem Gips beschichtet und gruppiert. Dabei handelt es sich um absolut fiktive Fehlstellen. Das entsprechende, originäre Mosaik dazu existiert nicht und bleibt unsichtbar. Die ‘Fehlstellen’ bilden gleichsam das Negativ des nicht vorhandenen Mosaiks ab: Ein sichergestelltes Restrauschen. Was hier als gewollte Referenz an die archäologische Arbeitsweise sichtbar wird, ist in steffenschönis Arbeiten immer wieder anzutreffen. Fundstücke, Materialrückstände, Partikel werden quasi-wissenschaftlich aufbereitet, konserviert und in einen historischen und aktuellen Kontext gestellt. Gerettet für die Gegenwart.

Die Referenzen in Heidi Schönis neuen, grossformatigen Acrylbildern sind offenkundig. Dafür sind die Motive in der Landschaftsmalerei schon unzählige Male verwendet worden. Ob bei Alfred Dietrich oder Ferdinant Hodler mit ihren Berglandschaften, bei Claude Monet mit den Seerosen oder in minoischen und römischen Gartenfresken – durch alle Zeitepochen von der Antike bis in die Gegenwart wurde die Natur als Bildmotiv verwendet. Trat die Landschaft anfänglich noch als Hintergrund oder Dekoration auf, änderte sich das grundlegend im 17. Jahrhundert als die Landschaft ein eigenständiges und bildfüllendes Motiv wurde. Befreit von mythologischen und historischen Szenen wurden Landschaften impressionistisch, expressionistisch, romantisch oder realistisch gestaltet.

Heidi Schönis ‘Landscapes’ sind frei von jeglicher Symbolik und lassen höchstens im Fehlen dieser selbst einen Rückschluss auf Zeit, Ort und Beschaffenheit zu. Es sind grosse Ausschnitte aus Landschaften, deren Einzelheiten sich nicht erschliessen. Durch diesen Blick, der das Nahe und das Ferne gleichzeitig umschliesst, gelingt es Heidi Schöni ein Abbild von allgemeiner Zeitlosigkeit zu erschaffen.

Jordanis Theodoridis 2016

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